TOPNEWS Mai 2016
führer Tüngler das geringe Vertrauen der heimischen Anleger in die eigene Wirtschaft. Immerhin führe die Niedrigzinsphase aber allmählich zu einem Umdenken. Schon jetzt könne man eine „kleine Renaissance der Aktie“ beobachten. Laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) besaßen im vergangenen Jahr rund neun Millionen Menschen in Deutschland Aktien oder Anteile an Ak- tienfonds. Das waren 560.000 mehr als 2014 und ein Drei-Jah- res-Höchststand. „Die Dividende ist zwar ein wichtiges, aber eben nicht das allei- nige Kriterium, nach dem eine Aktie beurteilt werden sollte“, sagt auch Tüngler. Das habe auch die Liste mit den 50 größten Kursverlierern gezeigt, die die DSW kürzlich veröffentlichte. 31 der 50 Unternehmen hatten in dem betrachteten Fünfjahres- zeitraum mindestens einmal Dividenden gezahlt. Trotzdem be- scherten sie ihren Aktionären massive Kursverluste, die durch die Dividendenzahlungen nicht ansatzweise kompensiert wer- den konnten. Davor schützten auch „passive“ Dividendenstrate- gien nicht. Beim Dividenden-DAX, kurz „DivDAX“, wird nur in die 15 DAX-Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite in- vestiert. Allerdings bringt die einfache Konstruktion auch einige Tücken mit sich: Nur einmal pro Jahr wird der Index überprüft und setzt dabei auf die Unternehmen, die im Rahmen der letz- ten Ausschüttung die höchste Dividendenrendite vorweisen konnten. Dividendenkürzungen, wie sie in der Finanzkrise bei Banken zu beobachten waren und derzeit vor allem bei Eon und RWE zu sehen sind, werden somit erst zu spät berücksichtigt. Grundsätzlich laufen ETFs, die passive Dividendenstrategien verfolgen, Gefahr, Aktien mit einer schwächeren Kursentwick- lung zu bevorzugen.
lich. Zwar sank der Jahresüberschuss der DAX-Konzerne im ver- gangenen Geschäftsjahr in Summe um gut 10 Prozent auf gut 50 Milliarden Euro. Grund dafür waren allerdings die Milliarden- verluste beim Energiekonzern Eon und bei der Deutschen Bank, sodass die Mehrheit der Aktiengesellschaften unbeschadet ihre Eigentümer an den Gewinnen beteiligen kann. Die Summe der Dividendenzahlungen der DAX-Unternehmen dürfte bei rund 30 Milliarden Euro liegen. Bezieht man Nebenwerte ein, steigt die Dividendensumme auf deutlich mehr als 40 Milliarden Euro. Fast zwei Drittel der im DAX, MDax, SDax und TecDax enthalte- nen Aktien stellen neue Ausschüttungsrekorde auf. Zum Anstieg der Dividendensumme tragen beispielsweise HeidelbergCement und Vonovia bei: Der Baustoffkonzern erhöht seine Gewinnaus- schüttung um 73 Prozent auf 244 Millionen Euro, das Woh- nungsbauunternehmen verdoppelt seine Auszahlung sogar von 212 auf 438 Millionen Euro. Aber nicht überall gibt es mehr Geld: Auch beim Volkswagen-Konzern könnte die Dividende an- gesichts des Abgas-Skandals in diesem Jahr ganz ausfallen. Dann läge die Summe der Ausschüttungen der DAX-Unternehmen zwei Prozent unter der des Vorjahres. Daran ändert auch die Re- kordzahlung des Autokonzerns Daimler nichts, der seine Aus- schüttungssumme um ein Drittel auf knapp 3,5 Milliarden Euro erhöht und damit den Versicherungskonzern Allianz überholt. Er steigert seine Ausschüttung nur um 7 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Die Liste der Unternehmen, die ihre Dividende bislang stetig erhöhen konnten, führen die Medizintechnikunternehmen Fresenius und Fresenius Medical Care an, gefolgt von Fuchs Petrolub und STRATEC Biomedical. Zu den zuverlässigsten deut- schen Dividendenzahlern gehören SAP, die Münchener Rück und Henkel. Aber auch Dividendenausfälle wie in diesem Jahr bei Eon und der Deutschen Bank gehören dazu. Dafür kehren die Commerzbank und die Lufthansa nach Nullrunden wieder ins Lager der Dividendenzahler zurück.
Fazit
Die Dividende allein sollte kein Auswahlkriterium für Aktien sein. Die Dividendenzahlungen tragen aber in Summe und langfristig zur Attraktivität von Aktieninvestments maßgeblich bei.
ROLF KRAHE MEINT: ALLER GUTEN DINGE SIND DREI
Das gilt auch für die drei hier abgedruckten Beiträge. Und wenn man nach der Lektüre der „Drei“ noch das notwendige Quäntchen Glück hat, kann man mit der Kombination aus 1) Risikoverständnis und dem richtigen Umgang damit, einem 2) guten Einstiegszeitpunkt für den Aktienmarkt und der 3) richtigen Auswahl an Wertpapier- kennnummern mit Dividendenhintergrund sehr viel Spaß bei der Geldanlage haben. Die Chance ist reizvoll, einen Titel günstig einzu- kaufen und Jahre später von einer stabilen bis sukzessive steigenden Dividende und einem unter Schwankungen ansteigenden Kurs zu profitieren. Berühmte Börseninvestoren haben es uns vorgemacht und freuen sich in Anbetracht des Niedrigzinsumfelds über giganti- sche Dividendenrenditen (aktuelle, hohe Dividende im Verhältnis zum seinerzeit sehr günstigen Einstandskurs) und einen Kurspuffer, der ruhig schlafen lässt.
Abb.: DAX Dividendenrendite
Dividendenregen strömt ins Ausland
Der „wahre Dividendenregen“, so bezeichnet Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Ausschüttungen der deutschen Unternehmen in diesem Jahr, kommt allerdings nur zum kleineren Teil deutschen Anle- gern zugute. Rund zwei Drittel der DAX-Aktien gehören ausländi- schen Investoren. „Von den rund 30 Milliarden Euro, die die 30 größten deutschen AGs an ihre Anteilseigner ausschütten, lan- den im Durchschnitt mehr als 19 Milliarden Euro nicht in den Portemonnaies deutscher Anleger“, bedauert DSW-Geschäfts-
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