TOPNEWS Mai 2016
scheidung von mittelbar und unmittelbar Förderberechtigten und die unterschiedliche Förderung der Kinder nach Geburts- jahr. Die Berufseinsteigerzulage ist ein ziemlich überflüssiges Instrument, dessen Steuerungswirkung und deren Nutzen für die Altersvorsorge des Azubis rätselhaft ist. Etwas weniger indi- viduelle „Förder-Zielgenauigkeit“ und dafür eine radikale Ver- einfachung hilft allen Beteiligten und reduziert Kosten. • Die Vorsorge rentiert sich nicht. Ein einfaches Rezept wäre die Abschaffung der Garantiepflicht in nahezu allen geförderten Pro- dukten. Wer will es einem Volk verdenken, Aktienmuffel zu sein, wenn der Staat an jeder Ecke signalisiert: Ohne Garantie gibt es keine Förderung. Das Signal ist tödlich und gerade in Zeiten ohne Zinsen tödlich für eine effiziente Vorsorge. Glücklicherweise wird dieses Argument allmählich in der Debatte aufgegriffen. Das ist aber insgesamt zu komplex und lässt sich kaum ohne große Probleme auf Wahlkampfsticker drucken. Deshalb werden auch in den kommenden Monaten Sätze wie „Riester ist gescheitert“ und „Rente muss vom Staat kommen“ vorherrschen. Doch man kann es auch positiv sehen. Es ist gut, dass das Thema Rente diskutiert und der Reformbedarf von allen Seiten bejaht wird. Allerdings wird mitten im Wahlkampf vieles passieren, nur eines nicht – die gro- ße, fundierte und langfristig tragfähige Rentenreform. Das erfor- dert Ruhe, Zeit und viel Arbeit: nach der Wahl. Zur Person FRANK BREITING Der Leiter des Bereichs Vertrieb Private A Deutschen AWM (seit 2006) ist seit 2007 auch Vorstands- vorsitzender der zur Gruppe gehörenden DB Vita. Insbeson- dere die Vermarktung der DWS Premium Altersvorsorgepro- dukte liegt in seiner Verantwortung. Weiterhin verantwortet er den Retailvertrieb von Asset-Management-Lösungen an Versicherer in Deutschland. Nach seinem BWL-Studium in Frankreich und Deutschland und anschließender dreijähri- ger Vertriebstätigkeit hat Frank Breiting 1995 den Markt- eintritt der Standard Life in den Maklermarkt vorbereitet und bis 2000 gestaltet. Danach hat er für Towers Perrin – Tillinghast (heute Towers Watson) fünf Jahre lang Finanz- dienstleister in strategischen und vertrieblichen Fragen bera- ten und zahlreiche Produktentwicklungs- und Markteintritts- projekte geleitet. Zahlreiche Studien, Fachvorträge und Publikationen rund um das Thema Altersvorsorge und Fi- nanzvertrieb belegen seine Expertise. ltersvorsorge der
Privatisierung wirklich effizienter und das Telefonieren günstiger als heute? Flugtickets waren bei der Staatsairline auch teurer als heute und in Sachen Service ist der Staat auch nicht zwingend Marktführer. Der Anruf beim persönlichen Anlageberater oder Makler ist sicher- lich deutlich einfacher und angenehmer als das Telefonat mit dem Bauamt. Und ist wirklich ein ganz neues Produkt nötig? Es gibt Anla- geprodukte wie zum Beispiel Fonds in jeder Preisklasse, aktiv oder passiv gemanagt, mit jeder denkbaren Ausrichtung, in jeder Risiko- klasse und mit jedem Investmentschwerpunkt. Wenn der Staat In- vestitionen fördern will, dann könnte er dort Anreize zur Anlage schaffen. Aber eine weitere Behörde aus dem Boden zu stampfen, die dann mit Steuermitteln finanziert einfach nur einen weiteren Investmentfonds aus dem Boden stampft und dafür zusätzliche Kosten produziert, ist nicht zwingend der direkte Weg zum Erfolg. Die Lösung wäre, in den bestehenden Vorsorgesystemen, die Pro- bleme anzugehen, die man anprangert: • Zu wenige Arbeitnehmer beteiligen sich an der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Eine einfache und schnell umsetzbare Lösung wäre, dass man alle Arbeitgeber verpflichtet, eine bAV aktiv anzubieten. Für den Arbeitnehmer, der es nicht möchte, könnte eine Opting-out-Option bestehen. Der Arbeitnehmer müsste diese aber selbst und ausdrücklich ziehen. Idealerweise hat der Arbeitnehmer ein Mitspracherecht, wie diese Lösung aussieht und wer der Produktanbieter ist. • Die Kosten sind zu hoch: Dafür gibt es eine sehr schlichte Lö- sung: Der Gesetzgeber könnte klare Kostenobergrenzen für Produkte definieren, die staatliche Förderung in Anspruch nehmen wollen. Diese sollten mit Augenmaß gewählt sein, so- dass dort, wo Beratung Not tut, diese auch noch erbracht werden kann, aber doch niedrig genug, dass die pauschale Dauerkritik, prinzipiell alles sei zu teuer, endlich aufhört. • Geringverdiener sparen zu wenig: Eines der mit am längsten diskutierten Probleme – mit einer ebenfalls sehr einfachen Lö- sung: Die Verrechnung von Grundsicherung und privater oder betrieblicher Rente muss abgeschafft werden. Das ist steuer- systematisch kein simples Unterfangen. Aber nur weil etwas schwierig ist, kann der Staat sich nicht aus der Verantwortung ziehen. Vieles, was die Finanzbranche in den vergangenen Jahren tun musste, war auch belastend, komplex und sehr auf- wendig. Trotzdem hat sich die Branche ihrer Verantwortung ge- stellt. Das darf man von einem Gesetzgeber auch erwarten. • Dem Vorwurf, dass Riester zu kompliziert sei, ließe sich mit einer deutlichen Vereinfachung der Fördervoraussetzungen begegnen (pauschaler und weniger individuell). Die Koppelung des Eigen- beitrags an das Vorjahreseinkommen ist ebenso wenig hilfreich wie die Ausgrenzung der Selbstständigen, die seltsame Unter- Was ist die Lösung?
2 / 2016
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