TOPNEWS Mai 2016

Artikel: Ulf Schierhorn, Abteilungsdirektor des Bankhauses DONNER & REUSCHEL, Hamburg

Gold zeigt Stärke in 2016

Mit einem Wertzuwachs von ca. 16 Prozent bis Ende März ist Gold wieder in aller Munde. Grund genug, dass wir uns einmal in Ruhe mit dem Thema befassen. Was ist passiert? Warum ist Gold wichtig für die Vermögensanlage? Wie kann und sollte in Gold investiert werden? Lassen Sie uns anhand der Fragen unserer Kunden eine Bestandsaufnahme machen.

besitzt einen Wert an sich. Trotz seiner langen Geschichte als Zah- lungsmittel ist das heutige Geld nicht mehr an das Edelmetall ge- koppelt. Das bedeutet: Die Geldmenge kann von den Zentralbanken erweitert werden, ohne dass ein echter Wert dahintersteht. Gold hingegen ist nicht beliebig vermehrbar – seine Menge ist auf natürliche Weise begrenzt. Als klassischer Sachwert kann es sei- nen Wert deshalb kaum verlieren. Das macht das Edelmetall zur verlässlichen Depotversicherung, unabhängig davon, ob sein Kurs gerade steigt oder fällt. Ein weiterer Vorteil von Gold ist, dass sein Preis von anderen Anla- geklassen wenig beeinflusst wird. Dadurch kann Gold im Depot die Wertschwankungen von Aktien, Anleihen und anderen Anlage- klassen auffangen. Dieser Effekt ist besonders dann ausgeprägt, wenn die klassischen Märkte konsolidieren und sich Einzelpersonen, aber auch Staaten Absicherung wünschen. Damit kann Gold etwas, das andere Anlageklassen nicht kön- nen – selbst wenn es keine laufenden Erträge in Form von Zin- sen, Dividenden oder Mietzahlungen liefert. Dieser Eigenschaft vertrauen auch die nationalen Zentralbanken, die immer noch große Bestände an Gold vorhalten. Allein die deut- sche Bundesbank bringt es auf 3.381 Tonnen im Gegenwert von derzeit 116 Milliarden Euro (bei 34.410 Euro pro Kilo Gold).

Zunächst möchten wir Gold, zumindest als Anlage, gern als „Versiche- rung für das Depot“ verstanden wissen. Warum diese Bezeichnung? Weil Gold insbesondere dann gefragt ist, wenn es an den klassischen Märkten kriselt. Moment einmal, werden Sie jetzt denken. Gold als Krisenwährung? Ist der Preis bis zum Jahresende 2015 nicht zuletzt gesunken? Und das trotz Flüchtlingskrise, Terrorgefahren und der Euro-/Staats- schuldenkrise? Ja, die Aussage stimmt. Denn, Hand aufs Herz: Hatten wir eine Krise im „finanztechnischen“ Sinne? Sind die Aktien- und Rentenbörsen vor 2016 gravierend eingebrochen? Haben wir Kursstürzen wie zu Zeiten der Lehman-Pleite oder dem Platzen der Dotcom-Blase erlebt? Nein, vielmehr gab es seit der Finanzkrise in 2008 eine langjährige Rallye an den Aktienmärkten und histo- risch niedrigen Zinsen. Somit gab es in der jüngeren Vergangenheit zwar viele Themen, die ein Anlaufen sicherer Häfen verlangt hätten, doch ist eine wahre Krise einfach nicht eingetreten. Anders zu Beginn dieses Jahres. Als an den Aktienmärkten das Bewusstsein durchbrach, dass die Kurse nicht ewig steigen werden und dass die hohe Bewertung fundamental möglicherweise auch gar nicht (mehr) gerechtfertigt sei, schlug plötzlich wieder die Stunde des Goldes. Während vor allem die Aktienmärkte zum Teil heftig korrigierten, feierte Gold ein herausragendes Comeback und bescherte Investoren innerhalb kürzester Zeit zweistellige prozentuale Zuwächse. Dies zeigt: Wenn es an den Märkten wirklich einmal kracht, dann freut sich derjenige, der sein Depot bereits mit dem glänzenden Edelmetall ausgestattet hat.

Wie kam es zu dem starken Preisauftrieb in 2016?

Neben dem Markt für physisches Gold gibt es den um ein Vielfa- ches größeren und damit auch preisgebenden Derivatemarkt. Dies muss man wissen, will man den Preisauftrieb in den ersten Monaten des Jahres verstehen. Ein Blick auf die Positionierung

Was macht den Reiz von Gold aus?

Gold steht seit Jahrtausenden für Reichtum und finanzielle Sicher- heit. Ob als Schmuckstück, Barren oder Münze – wer Gold besitzt,

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